Wie klug es war den heutigen Eintrag zum jetzigen Zeitpunkt zu schreiben, wird sich morgen, übermorgen oder wann auch immer ich dazu komme ihn nochmal nachzulesen, rausstellen. Heute war Hochzeit und die soll dann auch der heutige Inhalt sein.
Meine größte Befürchtung ist eigentlich, dass ich - gerade aufgrund der riesigen Handytastatur - polnisch schreibe. Der geneigte Blogleser hat im letzten Eintrag festgestellt, dass dies verrückte Buchstabenkonstellationen bedeuten würde. Dass ich diesen Eintrag jetzt nach reichlich Wodka auf dem Rückweg im Auto schreibe, könnte sein Übriges tun. Der absolute "Blog-Ultra" weiß aus dem letzten Jahr um den Zustand der polnischen Straßen (wenn man die so nennen kann). Gott bewahre uns also vor der katastrophalen Zusammenkunft aller genannten Faktoren. Gutes Stichwort - fangen wir mit der Kirche an.
Chronologisch gesehen ist das eigentlich ein ziemlich später Einstieg (11:00 Uhr) - dramaturgisch aber der Richtige. Ich könnte jetzt darauf eingehen, dass alle auf dem Bauernhof Untergebrachten um ca. 5:00 aufgestanden sind, weil es schließlich soviel zu erledigen und vor allem sich selbst zu präparieren gab. Einfach nur aus reinem Protest, wollte ich mich dem nicht beugen. Gegen 10:00 wurde der Druck dann einfach zu groß und ich schlüpfte in meinen neu-erworbenen Anzug, der meiner Dienstkleidung farblich so sehr ähnelt, dass ich den Kauf leicht bereue.
MEINE FRESSE GEHEN MIR DIE HUGELPISTEN HIER AUFFEN ZWIRN!
Zurück zur Kirche. Was heißt zurück, habe noch gar nicht angefangen. Eigentlich gibt es auch nicht überdurchschnittlich darüber zu berichten, aber: War irgendjemanden bewusst, dass das Wort "Halleluja" scheinbar ein Deutsches ist? In Polen heißt es jedenfalls "Alleluja". Jaaa, ist jetzt nicht sooooo spektakulär aber ich brauchte jetzt meine Einleitung.
Mittlerweile habe ich es ins Bett geschafft. Ich wurde soeben informiert, dass das WLAN-Modem nicht aktiviert ist, insofern kommt das alles ohnehin verspätet. Ich will aber unter dem jetzigen Eindruck - und Einfluss?! - berichten.
Die Fahrt von der Kirche zum Festsaal durfte ich im Fahrzeug des Bräutigams bestreiten. Das Brautpaar war natürlich in einem anderen Kfz (einen schönen Oldtimer) unterwegs, aber das Brautpaar brauchte ein eigenes Fahrzeug am Saal, da sie dort die Hochzeitsnacht verbringen würden. Eine ziemlich ehrenvolle Aufgabe also, der quasi nur ein deutscher Beamter gewachsen war. Die Fahrt in diesem A4 gestaltete sich äußerst heiter. Der besagte Besitzer hatte nämlich seinen Disco-Polo (die polnische Musikrichtung ÜBERHAUPT) USB-Stick für uns hinterlassen. Also eine dreiviertelstunde Stimmung pur - das war nämlich die Anreise.
Eine polnische Hochzeit selber ist eigentlich unmöglich zu beschreiben.
Oh Gott, ich bin gerade so dankbar, dass es "Autocorrect" gibt. Scheiß Schnaps.
Es gibt auf polnischen Hochzeiten unfassbare Mengen an Nahrungsmitteln. Dazu gleich mehr. Ich bin total fasziniert von einzelnen Specials die es hier gibt. Es gab eine - und ich meine das wirklich ernst - richtig gute Band, die für die akustische Untermalung zuständig war. Und immer wieder mal schreit eins der Mitglieder völlig zusammenhanglos "Wesele" (=Hochzeit) und das animiert einen Großteil der Anwesenden zu kreischen und zu gröhlen...mich eingeschlossen. Ich bin einfach zu begeistern. Ich hoffe inständig, dass das auch morgen so ist - polnische Wesele dauern nämlich zwei Tage.
Schon gegen 16:00 sagte eines der Bandmitglieder irgendwas in Richtung "Die Flippers" und "die rrrrrotä Sonnnä von Barrrrbados". Leider musste ich den Song dann voller Heimatgefühle mitsingen. Kurz darauf folgte noch das Instrumental von "Rot sind die Rosen". Ach wat war ich schon auf Temperatur. Dann war ich kurz draußen und werde beim Reinkommen direkt zum Mitmachen animiert. Ich bin nun wirklich kein Tänzer aber die verrückten Spiele musste ich halt mitmachen. Dann kommt ein Bandmitglied auf die Tanzfläche und schwafelt DIREKT neben mir etwas im feinsten slawisch und hält mir anschließend das Mikro unter die Nase. Mein großer Moment. Mein Augenblick aufzutrumpfen. Alles achtet auf mich.
"WAT?!"
Gelächter. Dann die helfenden Worte des Entertainers "eins, zwei, drei...". Durchzählen also.
"ACHSOOO! EINS!" - Ehre gerettet. Vielleicht.
Später am Abend folgte mein erster öffentlicher (bewusster) Tanz. Ohja Freunde - so richtig tanzen. Nicht im Spiel, sondern so ganz echt. Aber einfach so? Nein! "Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen"!
Genug von meinen Highlights. Kommen wir zu den traurigen Seiten. Es gibt wie gesagt UNMENGEN zu essen. Wer mich kennt, weiß dass ich der Völlerei nicht abgeneigt bin und meine eigenen Grenzen kaum kenne. Und was soll ich sagen - der SECHSTE (!) Gang hat mir das Genick gebrochen. Um 20:55 wird einfach mal ein dicker, fettiger Fleischteller mit Pommes serviert. Game over. Ich habe vorher schon mehr als nötig gegessen - das war es für mich! Freiwilliges verzichten auf Fleischkroketten und Gulaschsuppe in den Gängen 7 und 8 - wer hätte das gedacht?!
Ich muss jetzt schlafen. WESELE!! AIJEIJEIJAAAAAAAAAA!
:-) Hält Dich gerade Tom! Keine Schwäche zeigen.
AntwortenLöschen;-)