Montag, 19. Juli 2021

Dziękuję!

Ihr kennt doch sicherlich diese LED-Schilder, die immer dort aufgestellt werden, wo Autofahrer häufig zu schnell unterwegs sind?! Wo dann eure aktuelle Geschwindigkeit gemessen, manchmal auch angezeigt wird. Seid ihr zu schnell leuchtet dann gern mal rot "langsam" oder so auf oder es gibt ein grünes "Danke", wenn ihr nicht zu schnell seid. Gibt es in Polen auch. Wir waren gestern auf dem Rückweg von einem großen Streichelzoo (in welchem Corona übrigens ausgerottet ist und deswegen alles wie früher auf der Cranger Kirmes ist). Auf einer Landstraße sah ich dann vor einem Ortseingang solch ein LED-Schild. Es leuchtete grün und zeigte "83 - Dziękuję!". Es bedankte sich also für meine Geschwindigkeit von 83km/h. Über die polnischen Verkehrsgewohnheiten habe ich ja in der Vergangenheit schon einiges gesagt - das war aber dann doch wieder ein Highlight. Kurwa (ich lerne aktuell die wichtigsten Vokabeln), das man nicht zu schnell fährt, kann einem -wie überall auf der Welt das Leben retten.

In Polen ist es vielleicht noch ein bisschen wichtiger, nicht auf einen Rettungswagen angewiesen zu sein. So gab es hier vor nicht allzulanger Zeit wohl mal einen interessanten Fall. Da die Wege, gerade auf dem Land, ins nächste Krankenhaus ziemlich lang sein können, kann sich euer Zustand schlimmstenfalls auf dem Weg dramatisch verschlechtern. Kommt ihr dann im blödesten Fall tot an, ist es wohl so, dass der erste Bestatter, der Vorort ist ein Vorrecht genießt, sich um die weitere "Behandlung" zu kümmern. Jetzt kannst du als Totengräber natürlich den ganzen Tag vorm Hospital sitzen und spekulieren oder einen anderen Businessplan haben. So gab es wohl einige Sanis, die - wenn sie merkten "Oh, wird ne enge Kiste" (sprichwörtlich natürlich - die Enge der Kiste kann der Bestatter besser beurteilen), direkt ihren Lieblingsbestatter anriefen und darauf aufmerksam machten, sich vielleicht auch auf den Weg zu machen. Der Bestatter zeigte seine Dankbarkeit dann, wenn der Patient verschied in Form von Bargeld. So 500 Zloty (<100€). Die Löhne sind auch in Polska nicht übermäßig hoch, also ein nettes Nebengeschäft. Jetzt war es aber so, dass einige Sanis wohl besonders unterbezahlt waren. Also entschieden sie, dem Patienten "Gift" oder sowas zu spritzen. Ich weiß nicht wie lange das "gut gegangen" ist, aber grundsätzlich hat das jetzt trotzdem nicht sonderlich Vertrauen für mich aufgebaut. 

Freitag, 16. Juli 2021

Mundschutz, Bier und Gewittertierchen

Auch dieses Mal muss der erste Blogeintrag damit beginnen, dass ich eigentlich keinen Blog schreiben wollte und nur durch meine zahlreichen und treuen Fans dazu getrieben wurde. Also liege ich hier und hoffe dass mein Sohn, der um kurz vor zehn normalerweise schon lange im Land der Träume (nicht Polen, no pun intended) ist, einschläft. 

Das bezeichnet unseren Urlaub in Polen dieses Jahr auch ziemlich treffend und genau deswegen, gibt es auch keine täglichen Einträge. 3/4 der Zeit, wird dem Jungen hinterhergerannt und dementsprechend wenig erlebt man dann auch, was abseits von so "Stolzen-Eltern-Geschichten" passiert. Jetzt sind wir aber seit Dienstag Morgen hier und haben jetzt Freitag Abend, sodass ich zumindest das eine oder andere erzählen kann, während mein tapferer Wikinger beginnt mir ins Ohr zu schnarchen. Und das tut er wirklich mit Inbrunst, aber wie gesagt - keine weiteren Kindergeschichten.

Wie der eine oder andere mit Sicherheit mitbekommen haben wird, gibt es weltweit aktuell so eine Erkältung, die vielen zu schaffen macht. Keine Ahnung, ob sich das auf Dauer durchsetzt, aber in Polen gibt es - ähnlich wie in Deutschland - klare Regeln, wie man die Ausbreitung unterbinden möchte. So muss man bei Betreten eines Geschäftes die Hände desinfizieren oder Einweghandschuhe anziehen. Außerdem ist ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen (ob der medizinisch sein muss, weiß ich nicht). Jedenfalls hat die Bevölkerung beschlossen, dass das nicht unbedingt so genau ausgelegt werden muss. Handschuhe trägt natürlich keiner, auch wenn die von einigen Läden ausgelegt werden. Ein Desinfizieren der Flossen konnte ich auch noch nicht wahrnehmen. Soweit so gut - macht bei uns ja auch nicht jeder...ist aber auch nicht verpflichtend bei uns. Den MNS haben die Polen dagegen besonders gern. Wenn überhaupt eine Maske getragen wird, dann über dem Mund. Die Nase bleibt frei - man muss ja atmen können. Teilweise wird das Ding auch unter dem Kinn getragen. Kann ja sein dass die Nase verstopft ist. 

Inzidenzmäßig ist das natürlich katastrophal. Die 7-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 1,5. Seit Ende Mai ist Polen kein Risikogebiet gemäß RKI. Klar, bei derart krasser Disziplin. Impfungen liegen bei knapp 50%. Wie auch bei uns, ist auch hier der Großteil der Bevölkerung, der Bill Gates in Ordnung findet, soweit durch. Warten wir mal ab. 

Ansonsten isses hier unfassbar schwül. Ich habe noch nie dermaßen viele Gewittertierchen auf mir gehabt. Es ist eine Plage. Ich wusste gestern auch verdammt viel über diese Fransenflügler aber dann schmecken die Biere, wenn die Kinder im Bett sind, doch zu gut. Insofern kann ich darüber jetzt keinen Vortrag mehr halten. Tjoah, ich gönne mir jetzt noch ein paar leckere polnische Würstchen überm Lagerfeuer und dann solltet ihr, liebe Leser, mich unbedingt daran erinnern, euch zeitnah vom polnischen Rettungsdienst zu berichten.