Wer hätte das gedacht? Mir geht es am Tag nach dem "Tough Mudder" deutlich besser als 4 Stunden nach dem Lauf. Noch nie in meinem Leben, habe ich meinen Körper so sehr gespürt wie gestern. Man muss nicht Buddhist oder Veganer werden um zu sich selbst zu finden. 18 km durch Matsch sind der absolute Game-Changer.
Abends zuvor wollte mein Drucker mich noch schützen, als ich das Teilnahmeticket drucken wollte. Ich könne das schwarz-weiß-Dokument nicht drucken, da meine gelbe Tintenpatrone leer sei. War das mein Schutzengel? Hab nicht auf ihn gehört. Samstag Morgen in Arnsberg, auf dem Weg stellen wir fest, dass unser Parkticket fehlt - glücklicherweise hat das zweite Auto es. Wir warten. Währenddessen brennt 200m weiter ein Haus und die Straße, die uns zum Event führt wird gesperrt. Nochmal ein eindringlicher Hinweis meines unsichtbares Aufpassers. Den ich auch ignoriert habe.
Ich kann nicht beschreiben wie dieser Lauf und das Drumherum sich abspielen. Du verlierst irgendwann einfach den Verstand. Du stellst nichts mehr in Frage - außer eben warum du das tust und dafür auch noch Geld zahlst. Du musst einfach durch den Geburtskanal, es gibt keinen Kaiserschnitt. Du kletterst eine meter-hohe Wand an einem Seil hoch, du bereitest dich während der - viel zu langen - Wartezeit mental vor und sagst dir "DU fliegst da nicht runter wie der Typ da vorn!". Du denkst nicht drüber nach, dass du da auch wieder runter musst. Geschweige denn, dass du nicht gesichert bist. Du rutscht in das Eisbecken, sind ja schließlich gemütliche 4 Grad. Du denkst nicht drüber nach und stirbst einfach nur brav ganz elendig. Nach 12 km - du bist gerade zum gefühlt 127. mal einen steilen Hang hochgeeiert - kommt eine Gerade und ganz selbstverständlich läufst du wieder los. LAUFEN!
So ein Krampf auf einer drei Meter hohen Wand ist auch angenehm. Krämpfe sind generell geil. Ich hatte noch nie soviele Krämpfe an unterschiedlichen Stellen. MEHRFACH! Und doch kann ich behaupten: Ich habe jedes Hindernis versucht. Ich bin nur zweimal gescheitert und konnte das Hindernis nicht erfolgreich hinter mich bringen. Dann nach Stunden ins Ziel zu kommen und dieses verdammte Stirnband über die Rübe zu kriegen...wenige Meter später ein schlechtes kaltes Bier, welches das beste und schönste Bier meines Lebens war. JA! Es hat sich gelohnt!
Wäre ich noch nicht überzeugt gewesen, dann hätte es der Dialog auf der Rückfahrt geschafft:
Fahrer: "Boah, jetzt merk ich es doch auch hier beim Fahren inne Füße.."
Beifahrer: "Was ist los Bruda, bist du Fred Feuerstein oder was?"