Ich wollte diesmal wirklich keinen Urlaubsblog schreiben. Obwohl mein Lieblingsgroupie Lukas mich dazu aufgefordert und mit seinen treuen Rehaugen alles gegeben hat. Ich hab durchgehalten. 3 Tage. Jetzt habe ich trotzdem das Bedürfnis.
Dabei ist gar nicht so übermäßig viel passiert, aber manche Dinge belasten einen einfach. Uns hat es ins Wangerland verschlagen. Eine schöne Ferienhaushälfte, mit voll eingerichteten Kinderzimmer. Die Nordseeluft ist direkt da, man spürt richtig das Salz in der Luft - ihr kennt das. Da das Wetter an den ersten drei Tagen gut war, nutzten wir den zweiten Tag auch direkt um Tierkadaver auf einen Rost zu legen und mithilfe von glühender Kohle zu garen. Jetzt kommen wir zu meiner Belastungssituation.
Kaum habe ich das Fleisch auf den Grill gelegt, öffnet sich das obere Fenster der anderen Doppelhaushälfte und Berta schaut heraus. Ich weiß nicht, ob das ihr wirklicher Name ist, aber manchmal spürt man sowas ja einfach. Berta bölkt von oben "Sie grillen auch zum ersten mal, was?!" - ich, der die letzten 35 Jahre vegan gelebt hat, schaue verwirrt hoch und frage vorsichtig, wie Berta zu dieser Annahme kommt. Berta erwidert, dass "der ganze Gestank" rüberziehe. Jetzt wusste ich a) nicht, dass die leckeren Fleischspeisen stinken und viel entscheidender, dass b) man das Wetter und speziell den Wind beeinflussen können muss um erfolgreich grillen zu können. Höflich entschuldige ich mich dennoch um von Berta aber weiterhin Unverständnis zu ernten. Ich hätte den Grill weiter vorn aufstellen können, monierte sie nun.
Das hätte am Wind nichts geändert und der Duft wäre auch so vor ihr bis dahin verschlossenes Fenster gezogen. Das wollte ich aber nicht unbedingt provokant antworten. Ich entschloss mich für die Variante "Ich wollte den Grill nicht unbedingt auf den Rasen stellen, sondern bevorzugte einen festen Untergrund..."
Berta war nicht zu beruhigen. "ALLE" würden immer auf dem Rasen grillen. Ich entgegnete, dass ich dann fürs nächste mal bescheid wisse und lächelte Berta an. Wäre sie irgendwann zur Räson gelangt, ich hätte ihr auf gute Nachbarschaft eine Wurst angeboten. Berta aber war voll in Fahrt. Der Grill habe Räder und Griffe, klärte sie mich auf. Ich schaute, als hätte ich den Grill nicht auf den Rädern und unter Zuhilfenahme der Griffe aus den Schuppen geholt. Weil ich jetzt aber doch eine leichte Spur anuriniert war, tat ich ihr den Gefallen nicht, sondern entgegnete, dass die Griffe jetzt viel zu heiß seien, um den Grill noch verschieben zu können. Das war natürlich absoluter Quatsch, aber damit hab ich ja nicht angefangen. Berta fiel nichts mehr ein und so guckte sie nochmal grimmig und schloss murmelnd das Fenster.
Gestern waren wir in Wilhelmshaven, deswegen haben wir nicht gegrillt. Heute gibts hier orkanartige Böen, dementsprechend ist die Gefahr, dass ich Berta nicht angemessen treffe zu groß. Aber wir grillen hier nochmal!!!
Übrigens bin ich - unabhängig von dieser Geschichte - glücklich, dass der Name "Gerrit" offensichtlich ausstirbt. Das wollte ich bei der Gelegenheit noch gesagt haben.